Flipped Classroom


Unterrichten nach dem „Flipped Classroom“-Konzept

„Ich unterrichte meine Schüler nie; ich versuche nur, Bedingungen zu schaffen, unter denen sie lernen können.“ (A. Einstein)

Jeder ist ein Genie! Aber wenn Du einen Fisch danach beurteilst, ob er auf einen Baum klettern kann, wird er sein ganzes Leben glauben, dass er dumm ist.“ (A. Einstein ?)


Nachdem das Flipped Classroom-Konzept schon längere Zeit – auch im deutschen Sprachraum – in der universitären Lehre eingesetzt wurde, setzt es sich mittlerweile auch in der Sekundarstufe immer mehr durch. Auch ich starte heuer in meinen Fächern mit kurzen Sequenzen und möchte bei Erfolg dieses Konzept weiter ausbauen und vermehrt einsetzen, da ich denke, dass das Konzept des Flipped Classrooms durchaus erfolgversprechend sein kann und Kinder motivieren kann, die eigene Lernleistung zu fördern. Nähere Informationen bzw. Einblick in mein Schaffen finden Sie an dieser Stelle.
Doch was heißt eigentlich „Flipped Classroom“? Bevor diese Frage beantwortet wird, sollen an dieser Stelle einige einleitende Überlegungen gestellt werden:

Durch die immer kürzer werdende „Halbwertszeit des Wissens“ muss traditioneller Unterricht mit dem Ziel, möglichst viele Informationen an so viele Lernende wie möglich weiterzugeben, hinterfragt werden. Moderner Unterricht setzt den Schwerpunkt auf die Entwicklung und Förderung von Kompetenzen und ist nicht mehr (nur) die reine Vermittlung von Inhalten und deren Testung. Auch in Österreich gelten in den Hauptfächern bereits Bildungsstandards – auch bald in den Naturwissenschaften – die das Erreichen bestimmter Kompetenzen zu einem bestimmten Zeitpunkt als Ziel sehen.

Auch die gesetzlichen Grundlagen in Österreich sind klar:

„Die Hauptschule hat im Sinne des § 2 und des § 15 des Schulorganisationsgesetzes an der Heranbildung der jungen Menschen mitzuwirken, nämlich beim Erwerb von Wissen, bei der Entwicklung von Kompetenzen und bei der Vermittlung von Werten. Dabei ist die Bereitschaft zum selbstständigen Denken und zur kritischen Reflexion besonders zu fördern.“ (Lehrplan der Hauptschule, erster Teil)

„Innovative Technologien der Information und Kommunikation sowie die Massenmedien dringen immer stärker in alle Lebensbereiche vor. Besonders Multimedia und Telekommunikation sind zu Bestimmungsfaktoren für die sich fortentwickelnde Informationsgesellschaft geworden. Im Rahmen des Unterrichts ist diesen Entwicklungen Rechnung zu tragen und das didaktische Potenzial der Informationstechnologien bei gleichzeitiger kritischer rationaler Auseinandersetzung mit deren Wirkungsmechanismen in Wirtschaft und Gesellschaft nutzbar zu machen.“ (ebd.)

An dieser Stelle sind noch einige andere Schlagwörter zu stellen, die modernen Unterricht kennzeichnen: individualisiertes Lernen, selbstverantworteter Erwerb von Wissen, Lehren und Lernen mit neuen Medien, lebenslanges Lernen, offener Unterricht, differenzierter Unterricht,  etc. Natürlich spielen didaktische und methodische Überlegungen weiterhin eine tragende Rolle – auch in „neuen“ Unterrichtsformen.

„Flipped Classroom“ (flip = umkehren, drehen, wenden) (auch: Inverted bzw. Reverted Classroom) ist eine Möglichkeit, den Charakteristiken modernen Unterrichts Rechnung zu tragen. Im Kern sieht dieses Konzept eine Umkehrung der Unterrichtsorganisation vor: die Lernenden eignen sich Inhalte, die traditionell vom Lehrenden (frontal) vor der Klasse vermittelt würden, mittels kleiner Videos, sogenannter „Screencasts“ (zu Hause) selbstständig an. In der gewonnenen Unterrichtszeit kann der Lehrer den Schülern bei der Bearbeitung von passenden Aufgaben beratend zur Seite stehen. Die Rolle des Lehrers wandelt sich also weg vom Wissensvermittler hin zum Lernbegleiter, Coach oder Tutor. Es wird im Unterricht vertieft, geübt, etc. Es liegt der Fokus der Unterrichtsstunde somit auf der Anwendung des vorher selbst angeeigneten Wissens.

 

Vorteile:

  • Schüler kann sich die Inhalte im eigenen Tempo aneignen
  • Im Unterricht erarbeitet der Schüler eigenständig oder in Gruppen Ergebnisse und kann sich Unterstützung holen
  • Lehrer kann als Coach die lernenden Schüler individuell unterstützen und steht bei Problemen und Fragen zur Verfügung
  • Lehrer behält die individuellen Lernfortschritte besser im Auge

 

Das Konzept:

Die grünen (obligatorischen) Elemente machen das Originalkonzept aus den USA aus. Die blauen (optionalen) Komponenten sind die Erweiterungen, die dem klassischen Konzept hinzugefügt werden können.

FC Konzept

 

Was passiert wo beim „Flipped Classroom“?

Tätigkeiten 1

Tätigkeiten 2

 

Quellen und weiterführende Links:

Kück, Alexandra (2014). Unterrichten mit dem Flipped Classroom Konzept. Das Handbuch für individualisiertes und selbstständiges Lernen mit neuen Medien. Mühlheim an der Ruhr: Verlag an der Ruhr.

Flipped Classroom

Video: Was ist ein Screencast?

4 Responses to Flipped Classroom

  1. hört sich gut an, und kann mir vorstellen, das für einzelne kleine sequenzen zu probieren. jedoch finde ich die erarbeitung zu hause für die kinder, die schon über 30 stunden in der schule verbringen, etwas überfordernd. gibt es hier überlegungen/erfahrungen, die schüler in der schule erarbeiten zu lassen?

    • Es liegt im Endeffekt in der Eigenverantwortung der SchülerInnen. Dies muss ihnen auch von Anfang an gesagt werden. Es ist komplett individueller Unterricht – nur eben delokalisiert. Die SchülerInnen bekommen einen genauen Zeitrahmen vorgesetzt, in dem die Aufgaben erledigt werden sollen/müssen. Wer schneller ist, kann natürlich vorarbeiten. Es muss dabei – wie du sagst – aufgepasst werden, dass die leistungsschwächeren SchülerInnen nicht überfordert werden. Wer will, und falls die Infrastruktur vorhanden ist (Tablets/PCs oder sogar SchülerInnenhandys in der Klasse) spricht nichts dagegen, wenn jemand den Screencast erst in der Klasse anschaut. Allerdings wird er/sie schnell merken, dass man damit in Verzug kommt. 😉
      Lg

  2. cfreisleben sagt:

    Zunächst: Screencasts sind eine von sehr, sehr vielen Option, die Lerndende eigenverantwortlich umsetzen können (siehe hier http://skill.fhstp.ac.at/kurs-basisinfos-icm/einige-moegliche-grundformen-des-icm-in-der-praxis/) .
    Und zum argument von Josef Scherling: Dafür gibt es halt keine klassischen „Hausaufgaben“ und im Klassenzimmer kommt es zu deutlich mehr interaktiven Phasen v. a. auch solchen, wo Lernende selbst zu Lehrenden werden (LdL) und so besonders viel dazu gewinnen.

  3. […] Stelle (für Neuleser) auf zwei weitere Blogbeiträge auf dieser Seite verweisen: einmal zum Thema Flipped Classroom allgemein und zum zweiten zum Thema Notizen im Flipped […]

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