iPad in der Schule

1. Juli 2012

Wischen statt Blättern in der Lesestunde
ALEXANDRA PARRAGH
Salzburger Nachrichten
30 Juni 2012

WIEN (SN). Für Barbara Zuliani haben die Ferien gestern, Freitag, gerade erst begonnen. Trotzdem freut sich die Lehrerin der Volksschule Breitenlee in Wien bereits auf den Schulbeginn im September – nicht ohne Grund. „Da werde ich zum ersten Mal von der ersten Klasse Volksschule an mit dem iPad unterrichten. Das gab es noch nicht“, sagt sie sichtlich stolz im SN-Gespräch.
Mit dem Unterricht, bei dem Apples Tablet-Computer eingesetzt werden, hat Zuliani nun ein Jahr Erfahrung. Im Herbst 2011 begann sie mit ihrem Forschungsprojekt „iPad in der Volksschule“. Damit lief der Mathematikunterricht in ihrer Klasse, der 4b, in etwa so ab: „Erst haben die Kinder die Rechenaufgaben in gewohnter Form gelöst. Danach habe ich sie das Ergebnis mit dem iPad kontrollieren lassen“, erzählt Zuliani. Im Sachunterricht durften die Schüler Dinge fotografieren und in den Lesestunden die Wörter wiederholen, die sie vorher durchgenommen hatten. Dabei habe die Lehrerin gelernt, das iPad nur punktuell einzusetzen. „Die Kinder sollen es als eine von vielen Medienformen kennenlernen“, sagt Zuliani.
Das sieht Manfred Lohr, Physik- und Informatiklehrer am BG Schwechat, genauso. Dort wird seit zwei Jahren mit dem iPad unterrichtet. „Bei uns gibt es keine iPad-Klasse, sondern jeder Lehrer kann sie im Unterricht verwenden, wenn er möchte“, erklärt er das Prinzip. Dafür habe Lohr ein eigenes Reservierungssystem eingerichtet, in das sich jeder Lehrer eintragen kann. Der Andrang, an die 30 iPads seiner Schule zu kommen, sei mittlerweile groß. „Man kann das iPad wirklich in jedem Fach einsetzen“, betont Lohr. In seinen Physikstunden schickte er Schüler mit den iPads zum Beispiel Luftdruckunterschiede im Schulgebäude messen. Ein anderes Mal ließ er Schüler Bälle durch die Klasse werfen und dabei filmen. „Anhand dieser Videos habe ich den Verlauf von Luftbahnen erklärt“, sagt Lohr. Von einem Musiklehrer wisse er, dass er Stücke über eine Klaviertastatur nachspielen ließ.
An wie vielen Schulen mit dem iPad unterrichtet wird, weiß man frühestens im Herbst, wenn das Unterrichtsministerium seine Infrastrukturerhebung abgeschlossen hat. Dann liegen aktuelle Angaben vor, wie es um die technische Ausstattung mit Laptops, Computern und iPads an Österreichs Schulen bestellt ist. „Eine Meldepflicht dafür gibt es nicht. Die Schulen organisieren sich ihre iPads selbst“, betont Helmut Stemmer, der Leiter der Projektgruppe „E-Learning in Österreich“des Ministeriums. Auch die Apps, also die Lernprogramme für den Unterricht, müssten die Lehrer selbst zusammensuchen. Einige Pädagogische Hochschulen böten allerdings schonWeiterbildungsprogramme zum Thema „Unterrichten mit dem iPad“.